SchwulWandern Braunschweig
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Zwischen Sorge und Elend: Die warme Bode im einstigen Niemandsland.

Samstag den 12. April 2014

 

In diesem Jahr jährt sich der Fall von Mauer und Stacheldraht zum 25. Mal. Was liegt näher, als für den Wanderauftakt ein Stück Weg auszusuchen, das daran erinnert und eine fast unberührte, einzigartige Natur mit den Spuren der einstigen Grenze verbindet?

 

Der Weg beginnt in Sorge etwa 530m ü. NN. Im Tal der Warmen Bode. (Die Warme Bode ist etwa 2° wärmer als die Kalte Bode). Ausgangspunkt der Wanderung ist die Straßenbrücke über den Ochsenbach. Direkt dahinter verläuft in großem Bogen die Bahnlinie der Harzquerbahn mit den Bahnbrücken über Ochsenbach und Warme Bode am Ende der Ebersbachstraße. Nach etwa einem Kilometer ansteigendem Weg mit Blicken auf Brocken und Wurmberg finden wir inmitten einer betörend schönen Landschaft zwischen dem Hinterlandzaun und dem ehemaligen vorderen Grenzzaun (sogenannter Schutzstreifen) das Grenzmuseum Sorge: Ein Freilichtmuseum, das die originalen Reste der Grenzzäume mit Selbstschussanlagen und Hundelaufanlage, alte Grenzsteine, den letzten Wachturm im Harz mit dem Ring der Erinnerung, einem Grenzdenkmal aus dem Jahr 1993, verbindet. Die Anlage ist ständig geöffnet. Die gut erhaltenen Relikte der ehemaligen Grenze befinden sich am Wegesrand.

Ein Stück auf dem ehemaligen Kolonnenweg abwärts finden wir zurück in das Tal der Warmen Bode. Hier treffen wir erneut auf den Harzer Grenzweg am Grünen Band, dem wir nun für die nächsten 8 km flussaufwärts folgen werden. Nach dem Überqueren von Warmer Bode und der B 242 finden wir die gut erhaltene Brücke der Südharzeisenbahn über den Fluss, den wir hier erneut queren. Auf der Brücke liegen noch die Schienen der 1967 eingestellten Schmalspurbahn, die hier Braunlage mit Sorge und Tanne verband.

Unser Weg verläuft nun in nördliche Richtung immer an der Warmen Bode entlang, die hier die Grenze bildete. Hier kamen jahrelang nur noch die Grenzwachposten der DDR hin und standen sich Aug in Aug mit dem Grenzwachschutz der Bundesrepublik gegenüber. Aber auch das Gebiet zwischen den beiden Grenzzäunen, der sogenannte Schutzstreifen war für Normalsterbliche nur unter Lebensgefahr betretbar. Hier befindliche Ansiedlungen, wie das in der Nähe gelegene Forsthaus Wietfeld, wurden bereits 1952 in der Aktion „Ungeziefer“ (MfS-Tarnname) geräumt. Die letzten als nicht zuverlässig eingeschätzten Personen wurden in der Aktion „Festigung“ 1961 aus dem Schutzstreifen zwangsumgesiedelt.

 

An der ehemaligen westlich des Flusses gelegenen Silberfuchsfarm schwenkt die Warme Bode gen Westen. Der Grenzfluss war ab hier der linke Bodezufluss Bremke, die zwischen Wurmberg und Kleinem Winterberg direkt an der ehemaligen Zonengrenze entspringt. An der B27 erreichen wir schließlich einen Gedenkstein, der an die hier erfolgte Grenzöffnung am 12. November 1989 erinnert: Einen Stein aus doppeltem Granit. Hier kreuz auch der Harzer Hexenstieg unseren Weg, von hier die kürzeste Verbindung nach Elend.

 

Wir bleiben aber auf dem Harzer Grenzweg und beginnen einen steilen Aufstieg auf dem Kolonnenweg, der hier die Grenze zwischen Wurmberg und Brocken markierte. Die nächsten 2 km gewinnen wir schnell an Höhe und erreichen vorbei am Bremke-Fall am Kaffeehorst die Bremke-Brücke (739m ü. NN.), über die der Braunlager Weg führt, auf dem in den Nachkriegsjahren Schierker Feuerstein in Richtung Braunlage und im Gegenzug westliche Konsumgüter geschmuggelt wurden. Hier verlassen wir den Harzer Grenzweg und erreichen bergabwärts auf dem Braunlager Weg nach weiteren 3 km Weg vorbei an Scherstorklippen und Mauseklippen die Schnarcherklippen (671m ü. NN). Einer der beiden Felstürme ist über Leitern zugänglich und bietet einen grandiosen Blick auf das Brocken- und das Wurmbergmassiv.

 

Abwärts gelangen wir nun ins Elendstal. Der Pfad führt hoch über der zu Tal rauschenden Kalten Bode direkt nach Elend. Hier kehren wir zu einer Rast in das Hotel „Waldmühle“ ein, bevor wir den ca. 1 km langen Weg zum Bahnhof Elend antreten. Um 17:30 Uhr fahren wir mit der Harzquerbahn zurück nach Sorge  (an 17:49 Uhr), von wo aus wir in wenigen hundert Metern bei den PKW‘ s sind. 

 

Zahlen, Daten Fakten:

> Länge des Weges: 18 km

> Charakter: mittelschwer

> Abfahrt von Bruanschweig 9:00 Uhr

> Treffpunkt direkt vor Ort: 10:30 Uhr

 

In der Ebersbachstraße in Sorge am Hinweisschild auf das Grenzmuseum Sorge und dem Wegweiser der Harzer Grenzwegs am „Grünen Band“ nahe der Bahnbrücke über Warme Bode und Ochsenbach.

 

Anfahrtsplan: www.grenzmuseum-sorge.de/index.php/lage-anfahrt.html (Achtung: auf diesen Plan und auf allen anderen Karten ist die Verwaltungsanschrift des Grenzmuseums in der Försterbergstraße eingezeichnet. Die Ebersbachstraße ist aber bei Vergrößerung des Plans gut zu finden. Und im Navi findet ihr sie sicher ebenfalls. Von der B242 aus auf der K1353 nach ca. 100m rechts abbiegen. Parkplätze sind in der kaum bebauten Straße auf jeden Fall zu finden.

 

Fahrtzeit von Braunschweig mit dem PKW eine reichliche Stunde (über A395, B6, B4, B242), von Magdeburg dauert es etwa 1 Stunde, 40 Minuten.

 

Reisende mit dem öffentlichen Nahverkehr kommen in Sorge um 10:37 Uhr an.  In dem Fall bitte mich vorher informieren, damit der Abmarsch um wenige Minuten verschoben werden kann. Mit der Bahn ab Braunlage um 08:26 Uhr oder ab Magdeburg ab 08:11 Uhr nach Wernigerode, weiter mit dem Bus.

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